Anfang April 2020 ist das Buch „Der Baum denkt“ von Saskia Hennig von Lange mit Illustrationen von Lukas Kummer bei Henrich Editionen erschienen! Eigentlich sollte das Buch bei den Oberurseler Literaturtagen präsentiert werden – aber leider mussten diese aufgrund der Corona-Situation abgesagt werden. Hier finden Sie eine kurze filmische Ankündigung des Buches durch die Autorin!
Das Buch ist entstanden aus den neun Episoden, die die Autorin bereits von 2017 – 2019 vor Ort vorgetragen hat. Seit Beginn der Lesungen im Oktober 2017 wurde von den Zuhörenden immer wieder gefragt, ob die einzelnen Episoden nicht in einem Buch erscheinen könnten. Saskia Hennig von Lange hat sich dieser Aufgabe gerne angenommen und die gelesenen Kapitel entsprechend umgearbeitet. Ihr und den Herausgebern - dem Kultur- und Sportförderverein Oberursel e.V. (KSfO) und dem Regionalpark RheinMain – war es wichtig, die Episoden zu illustrieren zu lassen. Hierfür konnte der freischaffende Comiczeichner und Illustrator Lukas Kummer aus Kassel gewonnen werden. Er veröffentlicht seit einigen Jahren erfolgreich mehrere Graphic Novels. Mit Hilfe der Förderung der Flughafen Stiftung wurde die Veröffentlichung des Buches realisiert: Die Autorin schildert darin die fiktiven Begegnungen der alten Gerichtslinde mit dem Mädchen Marie. Während die Linde von ihren Erlebnissen aus vier Jahrhunderten berichtet, weiht Marie den Baum in die schicksalshaften Menschenerlebnisse des 20. Jahrhunderts ein. Saskia Hennig von Lange greift dabei auf reale Hintergründe aus historischen Aufzeichnungen, aber auch auf die vielen Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten, die die Menschen aus Oberursel und der Region mit dem uralten Lindenbaum verbinden, zurück. Damit trägt das Buch dazu bei, dass dieser historische Anknüpfungspunkt in der Landschaft und auch ein Stück lokaler Identität erhalten bleibt.
Das Buch kann selbstverständlich über den Buchhandel bezogen werden. Informationen zum Buch finden sie auch der Homepage des unter https://www.henrich.de/de/henrich-editionen/genre/kunst-kultur/der-baum-denkt.html
Regionalparkprojekt Lindenbäumchen
Die Kunst im öffentlichen Raum
In der Vergangenheit ist es vielerorts gelungen, durch Kunstwerke, Veranstaltungen und Kunstaktionen im Stadtraum, Parks und in der Landschaft nicht nur ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu zeichnen, sondern die Menschen für ihren eigenen Lebensraum zu aktivieren. Die besondere Wahrnehmung und Diskussion öffentlicher Kunstprojekte durch eine breite Schicht der Bevölkerung zeigt, dass Kunst diesen öffentlichen Raum in spezifischer Weise präsent machen kann und aktivierend für gesellschaftliche Diskussion wirkt.
Gerade im Kontext des Regionalparks geht es auch um eine Stärkung der Identifikation der Menschen mit einer historisch gewachsenen Landschaft, die heute zunehmend von der Infrastruktur einer Metropolregion geprägt ist. Die bisherigen Projekte im Regionalpark haben definitiv zu einem wachsendem Bewusstsein für Region, deren Landschaft und ihre Geschichte geführt, die erst auf den zweiten Blick für sich einnimmt.
Das Regionalparkprojekt als Anziehungspunkt für Wanderer und Radfahrer
Das Lindenbäumchen, gelegen an der verlängerten Freiligrathstraße unweit der A661, ist über Jahrhunderte ein besonderer Ort in Oberursel.
Einst war hier der Ort Mittelstedten, an der alten Linde wurde Gericht gehalten und über Generationen hinweg war und ist das im Volksmund genannte „Lindenbäumchen“ ein beliebter Treffpunkt.
Der Regionalpark will die Besonderheiten in den verschiedenen Landschaften zwischen den Städten in der verdichteten und zersiedelten Rhein-Main-Region für die Bevölkerung hervorheben. Dies erfolgt durch den Aufbau eines Routennetzes mit attraktiven Anlaufpunkten z.B. zum Wandern oder Fahrradfahren. Sie will Natur und historische Orte erlebbar machen und so zur Identifikation der Bevölkerung beitragen. Der Regionalpark RheinMain ist ein regionales Gemeinschaftsprojekt und gilt als regionales Erfolgsprojekt. Mit der Realisierung des Projektes am Lindenbaum im Bereich Taunushang an einem wichtigen Verbindungsweg zwischen Oberursel und Bad Homburg wird ein weiterer Beitrag geleistet, um besondere Merkmale und Eigenarten der Landschaft zwischen den Städten zu zeigen, aufzuwerten und zu schützen.
Der Kunstwettbewerb
Die Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH hat daher gemeinsam mit der Stadt Oberursel (Taunus) und dem Kultur- und Sportförderverein Oberursel e.V. (KSfO) fünf Bildende Künstlerinnen und Künstler zu einem beschränkten Wettbewerb für das Regionalparkprojekt „Zeitenwandel“ eingeladen. Im Rahmen des Wettbewerbs sollte ein dauerhaftes Kunstwerk an der mindestens 400 Jahre alten Gerichtslinde im Mittelstedter Feld entstehen, welches diesen besonderen historischen Ort in Szene setzt und dem gewachsenen Stück Natur und seiner Geschichte Respekt zollt. Dabei ging es weniger um Illustration, sondern vielmehr um eine zeitgenössische künstlerische Interpretation und Umsetzung des Themas.
Voraussetzung war, dass sowohl die alte Gerichtslinde als auch die jüngere, vor etwa 30 Jahren durch den Heimat- und Geschichtsverein und den Taunusklub direkt daneben neu gepflanzte Linde, erhalten bleiben. Darüber hinaus waren die Vorgaben der Landwirtschaft und der Unteren Naturschutzbehörde beachtet werden. Ferner gehörten die landschaftliche Gestaltung des Ortes sowie die Schaffung einer Aufenthaltsqualität ebenso zur Aufgabe wie eine Einschätzung der Folgekosten von Kunstwerk und landschaftlicher Gestaltung des Ortes.
Die Durchführung des Wettbewerbs und die Auswahl der Künstler wurden durch die Kuratorin Heike Strelow begleitet.
Weitere Projektverantwortliche sind Anja Littig für die Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH und Udo Keidel-George für die Stadt Oberursel (Taunus) und den Kultur- und Sportförderverein Oberursel e.V. (KSfO)
Der Siegerentwurf
Am 7. Dezember 2016 wurde in einer Jurysitzung -
nach Vorprüfung durch Sachverständige der Unteren
Naturschutzbehörde, des Heimat- und Geschichts-
vereins und vom Bau- und Service Oberursel -
das international bekannte Künstlerteam
Winter/Hoerbelt als Sieger des beschränkten
Kunstwettbewerbs gekürt. Jurymitglieder waren
Bürgermeister Hans-Georg Brum, Bernd Lienhard vom
KSfO, Vertreter der Landwirtschaft, des Regionalparks
RheinMain sowie externe Kunstsachverständige.
Die Künstler stellen das „stehende Totholz“ des Lindenbäumchens in einen weißen kubischen Rahmen, der die Anmutung einer Vitrine hat. Der dreidimensionale Bilderrahmen soll die einst so prächtige Linde wieder in ein proportionales Verhältnis zu ihrer Umgebung stellen und zwar unabhängig von ihrer weiteren gesundheitlichen Entwicklung. Die Vitrine, die entlang der Regionalparkroute von Oberursel über Oberstedten nach Bad Homburg führt, wird dann schon von weitem zu sehen sein und dabei in der von landwirtschaftlichen Flächen geprägten Landschaft auf diesen historischen Ort hinweisen. Bestandteil des Wettbewerbsbeitrags „Lindebeemsche, gerahmt“ von Winter/Hoerbelt ist neben dem „Baum als Skulptur“, dass zu der langen Geschichte der alten Gerichtslinde eine freie Geschichte geschrieben wird, die sich auf den Baum im Verhältnis zu seiner Umgebung bezieht. Dadurch soll diese auf den ersten Blick rein visuell erfahrbare Kunst im öffentlichen Raum eine kontinuierliche literarische Begleitung erfahren, die auf die Geschichte dieses Ortes eingeht. Dafür konnten sie die junge studierte Kunsthistorikerin und Frankfurter Autorin Saskia Henning von Lange gewinnen, die mit ihren bisher erschienen Romanen schon wichtige Literaturpreise erhalten hat. Unter dem Titel „der Baum denkt“ will sie Geschichten aus der langen Lebenszeit des Baumes erzählen. Dieser soll sich an Gerichtsverhandlungen, Liebesschwüre, Kinderspiele oder Missernten erinnern. Dabei greift sie auf reale Hintergründe aus dem kollektiven Gedächtnis zurück oder bezieht sich auf bereits bestehende Naturdichtungen. Ihr Ziel ist es, ein textliches Gewebe aus realen und erfundenen Geschichten und Ereignissen zu erschaffen, das am Ende idealerweise „auch wieder in das orale Gedächtnis des Ortes“ fließen würde.
Dieser Gedanke fügt sich in das Konzept des Künstlerteams Winter/Hoerbelt ein, das mit seinem Projekt vor allem das kollektive und kulturelle Gedächtnis der Region stärken will und damit eine wesentliche Aufgabe von Kunst im öffentlichen Raum aufgreift.
Die Projektkosten betragen insgesamt 76.000 € und erstrecken sich über drei Jahre. Sie beinhalten das Wettbewerbsverfahren mit Künstlern, Planungskosten, den Bau, das Schreiben der Geschichte sowie die literarischen Lesungen bis 2019. Die Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH trägt, anders als vom Bund der Steuerzahler dargestellt, von den Projektkosten nur 26.000 €. Das Projekt wird vom Kultur- und Sportförderverein Oberursel e.V. (KSfO) mit 10.000 € und von der Regionalpark Dachgesellschaft mit 40.000 € bezuschusst, die sich aus Gesellschafterbeiträgen und Sponsorengeldern zusammensetzen.
Der Aufbau des Kunstwerkes
Die Metallmanufaktur Velte aus Oberursel war im September 2017 über eine Woche vor Ort, um in Absprache mit den Künstlern Winter/Hoerbelt den Rahmen um die jahrhundertealte Gerichtslinde von Mittelstedten aufzubauen.
Die Lesungen
"Der Baum denkt" - Geschichten aus der langen Lebenszeit des Baumes
Seit einiger Zeit hat die Autorin Frau Saskia Hennig von Lange mit der Recherche für ihre Geschichten aus der langen Lebenszeit des Baumes unter dem Titel „Der Baum denkt“ begonnen. Der Text wird über die zweijährige Dauer des Projekts immer weiter geschrieben und verändert sich dabei natürlich. Die erzählten Geschichten können einen realen Hintergrund im kollektiven Gedächtnis des Ortes haben, genauso ist es aber möglich, dass sie frei erfunden sind oder sich auf bereits bestehende Natur-Dichtungen beziehen oder diese zitieren. Wichtig ist es ihr, dass sie dabei auf die vielen Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten zurückgreifen kann, die die Menschen in der Region mit dem uralten Lindenbaum verbinden.
Bei der Einweihung am 7. Oktober 2017 lauschten über 100 interessierte Menschen trotz widrigen Wetters der ersten Episode und viele waren sehr berührt von der Geschichte aus der langen Lebenszeit des Baumes, die eng mit der Lebensgeschichte eines Mädchens verwoben ist. Die Anspielung auf die Schafe, die einst dort weideten, haben bei manchem im Publikum Erinnerungen an die eigene Kindheit oder an Erzählungen von Vorfahren wach werden lassen. Die Hintergrundgeräusche der Autobahn haben dabei nicht wirklich gestört. Denn auch die alte Linde weiß zu erzählen, dass dieses Geräusch im Laufe ihres Lebens hinzugekommen ist und mittlerweile Teil der Landschaft im RheinMain-Gebiet ist. Unter http://www.saskiahennigvonlange.de/lindenbaeumchen/ ist in einem Blog mehr über die Geschichte zu erfahren.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Die Linde befindet sich mitten im Feld, deshalb ist das Lindenbäumchen über die landwirtschaftlichen Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Bei Anfahrt mit dem PKW kann im Bereich der Freiligrathstraße/ Bleibiskopfstraße geparkt und dann zu Fuß ca. 15 Minuten zum Lindenbäumchen gelaufen werden.
Impressionen von den Lesungen am Lindenbäumchen
Buchvorstellung "Der Baum denkt"
Hören Sie hier in einige Kapitel des Buches hinein:
Helen Schroth
06171 - 502 268
Martin Krebs
06171 - 502 460